Bialetti – ein Stück Italianità wird chinesisch
Sie ist achteckig, meist aus Aluminium, und wenn man sie lange auf die Herdplatte stellt, dann faucht sie: die Bialetti. Gemeint ist die Kaffeekanne, die man in Italien ganz einfach «Moka» nennt.
Doch die Kaffeemaschine mit Drehverschluss ist in die Jahre gekommen. Schnellere Maschinen machen ihr zu schaffen, und das Unternehmen hat einen Schuldenberg angehäuft. Nun kaufen Investoren aus China die Kultmarke.
Ein Abgesang auf die Bialetti
Bitter wie schlechter Kaffee schmecken die Kommentare in Italiens Zeitungen: Da werde erneut ein Stück italienischer Industrieproduktion ans Ausland verscherbelt; der Ausverkauf italienischer Exzellenz gehe weiter, beklagen die Gazetten.
Tatsächlich gibt es wenige Produkte, die das «made in Italy» und italienische Lebensgefühl besser symbolisieren als die «Moka». Allerdings steckt das scheinbar unverwüstliche Küchenutensil seit Jahren in der Krise. Die potenten Gegner heissen Kapseln oder Pads. Sie lassen die vor 92 Jahren erfundene Bialetti alt aussehen. Selbst in Italien.

In ihrem Abgesang auf das Kultobjekt schreiben Zeitungen heute, die Bialetti verfüge über typische Ingredienzen des italienischen Wirtschaftswunders der Nachkriegszeit: eine fleissige Familie mit einer kleinen Werkstatt irgendwo in der Provinz. Im Fall Bialetti Omegna im Piemont. Dazu komme, schreibt eine Zeitung unbescheiden, italienische Genialität.
Dem Tüftler Alfonso Bialetti gelang es 1933, mit seiner einfachen Maschine mit Drehverschluss erstaunlich guten Kaffee zu brauen. Und schliesslich stimmte auch das Design. Das ursprüngliche Modell aus Aluminium ist bis heute fast unverändert im Verkauf.
Bleibt wenigstens die Produktion in Italien?
Doch trotz neuer Farben, der edleren Version aus Stahl oder der Diversifizierung mit Pfannen und anderem Küchengerät schlitterte das Unternehmen in die Krise. Der Zeitgeist drehte sich weiter, und die Bialetti blieb immer häufiger im Verkaufsregal stehen.
Gleiches ist vor kurzem der Ape, dem legendären italienischen Dreirad mit Ladefläche, passiert. Die Produktion der Ape wurde ins Ausland nach Indien verlagert.

Bialetti gehört nun einem Grossinvestor aus Hongkong. Dieser muss zuerst einmal den Schuldenberg samt gestundeten Steuern abbauen und dann versuchen, die Kaffeemaschine gegen den Zeitgeist neu zu lancieren. Wahrscheinlich zielt der neue Eigentümer nicht auf den italienischen, sondern auf den globalen Markt. Ob man weiter in Italien produziert, ist unklar.
Gewiss sind nur die Vorteile der alten Moka. Sie produziert weniger Abfall als Kapseln und kostet weniger als andere Kaffeemaschinen. Und eingefleischte Bialetti-Fans sagen: Kein Kaffee schmeckt besser als jener, dessen letzte Tropfen fauchend in den oberen Behälter spritzen.
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