Was bringen neue E-Auto-Kaufanreize?
Die neue Bundesregierung will die E-Mobilität mit Kaufanreizen ankurbeln - mal wieder. Händler und Entwickler sehen darin allerdings wenig Nutzen. Sie fordern stattdessen eine langfristige Standortstärkung.
Das Autohaus Drechsler in Denkendorf bei Stuttgart ist seit acht Jahren herstellerunabhängig. Darauf legen sie hier Wert. Denn das heiße, man könne losgelöst von der Konzernpolitik eines bestimmten Herstellers den Kundinnen und Kunden die Autos verkaufen, die diese möchten. "Und das sind nach wie vor meistens keine E-Autos", sagt Verkaufsleiter Frank Hettler.
Der Grund sei einfach: Für die Kundschaft mit normalem Geldbeutel gebe es schlichtweg so gut wie keine bezahlbaren Alternativen zum Verbrenner. Anders als früher: Als Beispiel nennt Hettler den inzwischen eingestellten VW e-up. Ein interessantes Fahrzeug in einer interessanten Preisklasse sei das damals gewesen, findet Hettler. "Wenn es so etwas noch geben würde - das würde man verkaufen."
Stattdessen dominierten am Markt heute vor allem hochpreisige Modelle im Bereich von 80.000 bis 90.000 Euro. Die Nachfrage nach E-Autos sei da, betont Hettler - allerdings nur, "wenn es auch das passende Fahrzeug gibt".
Verkauf nur kurzzeitig künstlich angekurbelt?
Die geplante schwarz-rote Koalition sieht in einem Acht-Punkte-Plan im Koalitionsvertrag neue Kaufanreize vor - etwa durch steuerliche Vorteile für Unternehmen, eine höhere Förderung von E-Dienstwagen, Hybrid-Autos oder E-Autos mit großer Reichweite. Aber auch eine verlängerte KfZ-Steuerbefreiung für Privatleute wird diskutiert.
Doch das hält der Autoverkäufer für wenig zielführend. Denn solche Programme feuerten immer nur kurz die Verkaufszahlen an. Die Erfahrung habe man schon beim Ende 2023 ausgelaufenen Umweltbonus machen müssen. Damals sei der Absatz komplett eingebrochen. "Ist die Prämie da, läuft es", sagt Hettler. "Ist die Prämie weg, ist es wieder vorbei."
Die Ideen und Innovationen sind da
Er wünsche sich stattdessen ein besseres Umfeld für Innovationen in Deutschland. "Ein kleines, leichtes, günstiges Fahrzeug - das wäre es", sagt Hettler. "Aber so etwas gibt es halt gerade nicht." Seit einiger Zeit hat das Autohaus in Denkendorf immerhin einen kleinen E-Laster im Sortiment.
Konzipiert wurde der "TYN-e" in Deutschland, sogar nur 15 Kilometer entfernt, in Waiblingen. Die Idee des jungen Unternehmens, hinter dem zwei Gesellschafter aus der Region stehen: ein Kleinlaster mit E-Antrieb, geeignet für Unternehmen wie Postzusteller oder Handwerker, aber auch Kommunen - also alle, die im Stadtverkehr unterwegs sind, aber trotzdem eine gewissen Ladefläche brauchen.
Wunsch nach besseren Rahmenbedingungen
"Unsere Produkte sind nicht im Bereich 100.000 Euro angesiedelt. Wir bewegen uns in niedrigeren Klassen", sagt CTO Eberhard Wizgall. Die Fahrzeuge sind stattdessen zwischen 20.000 und 30.000 Euro gelistet. Eine Produktion in Deutschland sei da wirtschaftlich kaum machbar. Hohe Energiekosten, lange Anlaufzeiten durch Bürokratie: Das rechne sich schlichtweg nicht.
Deshalb stellt das Unternehmen seine Kleinlaster seit Produktionsstart vor dreieinhalb Jahren in China her. Mit anderen Rahmenbedingungen in Deutschland könnte das anders sein, ist sich Wizgall sicher. Eine Stärkung des Forschungsstandorts, Abbau der Bürokratie, niedrigere Strompreise: "Dort direkte Unterstützung zu bekommen, das würde einem kleinen, jungen Unternehmen am allermeisten helfen", sagt er.
Städte und Gemeinden sind auch gefragt
Aber auch Städte und Gemeinden müssten mehr dafür tun, dass Elektromobilität besser akzeptiert wird, etwa indem sie Teile der Innenstädte für Verbrenner sperren. Im Ausland gebe es viele Städte mit solchen Regelungen - in Deutschland hingegen sei das noch die Ausnahme.
Das aber seien alles langfristige Maßnahmen. Die aktuelle Förderpolitik sieht auch der Auto-Entwickler kritisch: "Die Prämien, die es gibt, helfen ja nicht richtig. Die verunsichern eher den Markt - vor allem, wenn man sie ständig an- und abschaltet."
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke