Wenn die Börsen verrückt spielen, verunsichert das ungemein. Es braucht dann ein stabiles Fundament. Finanzcoach Dani Parthum erklärt, wie Sie sich diese Finanzklarheit schaffen.

Gerade diese Woche sagte mir eine Klientin mit trockenem Humor: "Ich schaue einfach nicht mehr aufs Depot. Das beruhigt ungemein." Wir lachten – weil sie (und ich) natürlich wusste, dass sie es doch tun würde. Vielleicht nur nicht mehr jeden Tag. Aus Selbstschutz.

So fühlen sich sicher gerade viele. Verunsichert angesichts der politischen Konflikte, des realen Krieges – und nun zeichnet sich auch noch ein Handelskonflikt ab. Das kann überfordern. Und verunsichern. Völlig zu Recht.

© Stefanie Link

Zur Person

Dani Parthum ist Diplom-Ökonomin, Geldcoach, Finanzbloggerin und Buchautorin. Unter der Marke Geldfrau unterstützt sie Frauen dabei, ihre Angst vor Finanzen abzulegen und für sich selbst Strategien zu entwickeln, selbstbestimmt mit Geld umzugehen und Vermögen aufzubauen. Bei Capital schreibt sie eine regelmäßige Kolumne.

Wenn Großinvestorinnen und -investoren nervös die Aktienmärkte bewegen, politische Konflikte eskalieren und die Wirtschaft ins Rutschen gerät, beginnt oft ein inneres Gedankenkarussell: Reicht mein Geld? Was ist mit meinem Job? Sollte ich etwas tun? Was sollte ich tun? Was mache ich mit meinem Depot? Umschichten? Alles rausnehmen? Oder Augen zu und durch?

In solchen Momenten hilft nur eins: einen Schritt zurücktreten. Nicht reagieren, sondern bewusst nicht reagieren. Denn Hektik und Angst sind keine guten Ratgeberinnen. Geben wir der Ruhe den Vortritt.

Unsicherheit an der Börse – Stabilität bei sich selbst

Gerade in unsicheren Zeiten lohnt es sich, die eigene finanzielle Basis zu überprüfen. Ähnlich, wie Pilotinnen im Cockpit, die in kritischen Situation systematisch ihre Checklisten durchgehen. Wenn das Außen wankt, braucht es ein stabiles Innen.

Geldanlage Wenn Aktien abschmieren: Sicher(er) anlegen in Anleihen

Fragen Sie sich ruhig mal wieder:

  • Wie lange tragen meine Rücklagen eine Auszeit – durch Arbeitslosigkeit, Krankheit oder bewusst gewählte berufliche Pausen?
  • Bin ich sinnvoll abgesichert – ohne in überflüssigen Versicherungen zu ersticken?
  • Habe ich Klarheit über meine monatlichen Ausgaben – sowohl fixe als auch variable?
  • Halte ich mein Spar- und Investitionsbudget konsequent ein?
  • Weiß ich (noch), wofür ich investiere – und mit welchem Zeithorizont?

Diese Fragen sind nicht banal. Sie schaffen Orientierung. Und Orientierung bedeutet Sicherheit – gerade jetzt.

Nicht hektisch handeln, sondern strategisch denken

Ein häufiger Fehler, den ich auch bei finanzgebildeten Selbstentscheiderinnen und -entscheidern bei der Geldanlage beobachte: Sie werden doch nervös, wenn die Kurse fallen – und manche sind dann kurz davor, überstürzt ihre Fonds und/oder Aktien-ETFs zu verkaufen. Aus Panik. Dabei gehören Marktschwankungen zum Investieren dazu. Sie sind überhaupt kein Grund zur Panik. 

Deshalb bauen wir ja Portfolien mit risikoreichen und risikoarmen Bestandteilen, also aus Aktien- und Anleihen-ETFs beispielsweise. Die Mischung federt Kursschwankungen ab, genau dafür ist das Weltportfolio oder Pantoffel-Portfolio gemacht: um einigermaßen ruhig durch stürmische Zeiten steuern zu können. Deshalb muss ich auch immer die Stirn runzeln, wenn ich Schlagzeilen lese, wie: "Was Sie jetzt für Ihr Depot tun können". Wieso "jetzt"? Wer erst im Sturm anfängt, die Segel zu reffen und damit etwas für die Sicherheit zu tun, hat vorher seine Hausaufgaben nicht erledigt.

Kolumne: Es geht ums Geld Angst beim Blick ins Depot? Das können Sie jetzt machen

Wer langfristig investiert, muss das Prinzip kennen, um nicht baden zu gehen: Aktien- und Anleihe-Märkte schwanken. Immer. Und wer verkauft, wenn es abwärts geht, realisiert Verluste – während jene, die ruhig bleiben und zukaufen, gestärkt aus Unsicherheitsphasen gehen. Deshalb:

  • Handeln Sie nie emotional und aus dem Bauch heraus.
  • Prüfen Sie Ihre Anlagestrategie für die Altersvorsorge, wenn Sie Selbstanlegerin und -anleger sind. Passt sie noch zu Ihren Lebenszielen? Aber ändern Sie nicht hektisch in Abschwungphasen die Strategie. Tun Sie das nur in steigenden Marktphasen.
  • Haben Sie genügend Rücklagen, um mit Gelassenheit durch turbulente Zeiten zu kommen?

Finanzklarheit ist Selbstfürsorge

Sich mit den eigenen Finanzen zu beschäftigen, ist die Basis für das Leben – und damit Selbstfürsorge. Das schafft Struktur, die Ihnen Handlungsspielraum gibt, und zwar in jeder Lebenslage. Das heißt: 

  • Eine solide Rücklage wirkt wie ein Sicherheitsnetz. 
  • Eine durchdachte Anlagestrategie schützt vor hektischen Reaktionen.
  • Eine klare Finanzstruktur aus Konten, Rücklagen, Depot schafft Freiheiten.

Jetzt ist der richtige Moment

Warten Sie nicht auf "ruhigere Zeiten". Die kommen wieder. Wenn Sie jetzt nervös sind, stabilisieren Sie sich durch Aufräumen und Klarheit schaffen. Denn das ist, was Sie für sich beeinflussen können, das eigene finanzielle Fundament. Die Marktlage, politische Ereignisse und geostrategische Entscheidungen liegen nicht in unserer Hand.

Finanzklarheit stärkt. In unsicheren Zeiten ist das vielleicht die stabilste Währung von allen.

Capital

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