Smartphone-Hersteller haben in den vergangenen zehn Jahren bei ihren Flaggschiff-Geräten kräftig an der Preisschraube gedreht. Das geht aus einer Marktanalyse des Verbraucherportals Verivox hervor, die WELT AM SONNTAG exklusiv vorliegt.

Demnach sind die Premium-Smartphones der großen Produzenten heute mehr als 70 Prozent teurer als ihre Vorgänger aus dem Jahr 2015. Zwar sind auch günstigere Geräte kostspieliger geworden. Doch die Preise für sehr gut ausgestattete Geräte zogen besonders stark an. Im Premium-Segment seien sie fast neunmal stärker gestiegen als bei Basismodellen, heißt es bei Verivox. Der Preisunterschied zwischen dem teuersten und dem günstigsten Modell habe sich teilweise vervierfacht.

Top-Modelle der großen Hersteller kosteten vor zehn Jahren allesamt unter 1000 Euro. Das iPhone 6 Plus kratzte mit seiner größten Speicherausstattung von 128 Gigabyte mit einem Preis von 999 Euro fast an dieser Marke.

Durchschnittlich kostete ein Premiummodell damals 760 Euro. Heute wird für fast drei Viertel aller Premium-Geräte der Marktführer Apple, Samsung, Huawei und Xiaomi ein vierstelliger Euro-Betrag fällig. An der Spitze steht das faltbare Samsung Galaxy Z Fold 6 mit 2359 Euro. Der Durchschnittspreis liegt bei den Top-Geräten bei fast 1300 Euro.

„In den Premiummodellen steckt nicht nur mehr Technik, sondern auch mehr Marketing“, sagt Verivox-Telekommunikationsexperte Jörg Schamberg. „Deutschland ist für Smartphone-Hersteller ein sehr attraktiver Markt, in den hohe Marketing-Budgets fließen.“ Das treibe die Preise, vor allem für beliebte Topmodelle.

Insbesondere ein Speicher-Upgrade macht die Top-Geräte noch einmal kräftig teurer. Vor zehn Jahren waren 128 Gigabyte die Obergrenze, heute sind die Smartphones auch mit einem Terabyte erhältlich. Beim iPhone 16 Pro etwa kostet das Upgrade von 128 Gigabyte zu einem Terabyte 630 Euro.

Größere Auswahl als vor zehn Jahren

Alternativ können Nutzer einen kleineren Speicher wählen und Daten in die Cloud auslagern, für die sie dann aber ab einer bestimmten Größe ein monatliches Abonnement abschließen müssen. „Wird der unternehmenseigene Cloudspeicher genutzt, bindet dies die Kunden ans Ökosystem von Apple & Co“, sagt Verivox-Experte Schamberg. Dann falle ein Hersteller- oder Systemwechsel umso schwerer.

Bei den Top-Smartphones haben Interessenten mittlerweile eine deutlich größere Auswahl als vor zehn Jahren. Damals gab es von den vier größten Herstellern lediglich sieben High-End-Modelle. Heute sind es der Marktanalyse zufolge 41 Modelle. Apple und Samsung hätten heutzutage rund doppelt so viele Basismodelle und fast siebenmal so viele Premiummodelle im Programm wie 2015.

Tatsächlich tauchen Innovationen, die früher den Top-Modellen vorbehalten waren, immer schneller auch in den einfacheren Geräten auf. Der technische Abstand verringert sich also.

„Die Treue zu einer großen Marke will gut überlegt sein“, sagt Verivox-Experte Schamberg. „Wer sich von der Strahlkraft der Topseller nicht blenden lassen möchte, findet bei weniger bekannten Herstellern wie Oppo oder Vivo oft gut ausgestattete Geräte zu erschwinglichen Preisen.“ Alternativ biete es sich an, nach dem Marktstart des Wunschhandys noch etwas abzuwarten und das Gerät etwas später gebraucht zu kaufen.

Zudem werden Smartphones immer länger genutzt, bis ein neues Modell angeschafft wird. Zuletzt hatte der Digitalverband Bitkom in einer Umfrage festgestellt, dass nur noch jeder Dritte ein Gerät besitzt, das jünger als ein Jahr ist. Vor zwei Jahren waren es noch 55 Prozent. Fast die Hälfte der Befragten nutzten ihre Smartphones bereits länger als zwei Jahre. Derzeit beläuft sich das Durchschnittsalter eines selbst gekauften Smartphones auf 24 Monate – im vergangenen Jahr waren es noch 17,5 Monate.

Thomas Heuzeroth ist Wirtschaftsredakteur i1n Berlin. Er berichtet über Verbraucher- und Technologiethemen, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation.

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