Linda Evangelista gehört zu den Supermodels der 90er-Jahre. Nach einem missglückten Beauty-Eingriff meidet sie die Öffentlichkeit. Eine Therapie soll ihr helfen, sich wieder zu lieben. Bislang vergeblich. Doch den Mut gibt die 59-Jährige nicht auf.

Wer "Supermodel" sagt, der muss auch ihre Namen nennen: Linda Evangelista, Cindy Crawford, Naomi Campbell und Christy Turlington. In den 90er-Jahren zierten sie einzeln oder gemeinsam unzählige Titelbilder und liefen für jeden renommierten Designer. Zum ersten Mal in der Modegeschichte gelang es Models, zu Weltstars zu werden.

Mit der Tatsache, dass Schönheit allerdings vergänglich ist, wollte sich vor allem eine aus der Riege der Superschönen nicht abfinden. Linda Evangelista unterzog sich vor Jahren einer Beautybehandlung, die eigentlich Fettzellen in ihrem Körper reduzieren sollte - aber das Gegenteil trat ein. Evangelista fühlte sich "brutal entstellt" und zog sich komplett aus der Öffentlichkeit zurück. 2021 machte sie publik, was ihr widerfahren war. Die missglückte Behandlung habe sie zutiefst depressiv und schließlich zu einer "Einsiedlerin" gemacht, erklärte sie.

Für die Mai-Ausgabe der britischen "Harper's Bazaar" posiert Evangelista nun für eine Cover-Story. Im dazugehörigen Interview spricht sie offen über die psychischen Probleme, die sie seit dem missglückten Eingriff plagten. "Ich muss eine Therapie machen, damit mir gefällt, was ich sehe, wenn ich in den Spiegel schaue. Und ich schaue trotzdem nicht in den Spiegel", erklärt Evangelista. Sie spüre keine Selbstliebe und wolle sich daher auch gar nicht ansehen. Sie arbeite aber daran, wie die nun 59-Jährige im Gespräch mit dem Magazin erklärt: "Ich versuche, mich selbst zu mögen, mit all meinen Fehlern, und mich selbst zu lieben".

"Mir wurde nie gesagt, dass ich schön sei"

"Ich lief nicht herum und dachte, ich sei schön. Mir wurde nie gesagt, dass ich schön sei", sagt Evangelista rückblickend. In ihrer Hochzeit als Model habe die Aufmerksamkeit nicht ihr als Person, sondern ihrer Arbeit gegolten. Sie habe etwa gehört, dass ihr Haar toll aussehe, jedoch habe "niemand je gesagt: 'Linda, du bist wunderschön.'" Aus genau diesem Grund sage sie den Menschen, die sie liebe, wie schön sie seien: "Ich sage es meinen Neffen, ich sage es meinen Freunden, und ich sage vor allem meinem Sohn, wie schön er ist, weil ich denke, dass es wichtig ist, das zu hören." Ihr Sohn Augustin, den sie Augie nennt, ist 18.

"Ich glaube wirklich, dass Schönheit etwas ist, das man sich verdient", so Evangelista. Es gehe nicht um Jugendlichkeit oder Vollkommenheit. Ihre Großmütter, die den Krieg durchleben mussten, hätten etwa "so wunderschöne" Gesichter gehabt: "Das hatte nichts mit Perfektion oder Jugend zu tun."

Jahrelang habe sie das Gefühl gehabt, dass alle Augen auf sie gerichtet seien: "Jetzt fühle ich sie nicht mehr auf mir. Und damit habe ich kein Problem. Das war nicht nachhaltig. Was auch immer das in meiner Blütezeit war, ich bin froh, dass ich dieses Leben nicht mehr führe."

Evangelista will Großmutter werden

In einem Interview mit dem "Wall Street Journal" machte Evangelista 2023 öffentlich, dass 2018 Brustkrebs bei ihr entdeckt worden sei. Sie entschied sich für eine beidseitige Mastektomie. "Brustkrebs wird mich nicht umbringen", sagte sie sich damals. "Es ist mir egal, wie ich altere. Ich will nur altern", erklärt sie heute. Es müsse nicht "würdevoll" sein, sie wolle nur "wirklich, wirklich, wirklich nicht sterben. Ich habe noch so viel zu tun." Dazu gehöre auch der Plan, Großmutter zu werden, wenn auch nicht "in unmittelbarer Zukunft".

"Ich fühle mich langsam endlich wohl mit mir selbst und mit allem, und jetzt möchte ich es genießen. Ich lebe. Ich lebe. Ich lebe, und ich werde tun, was ich tun muss. Ich werde kämpfen, weil ich es nicht anders will. Ich bin noch nicht fertig", erklärt Evangelista im Gespräch mit "Harper's Bazaar".

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