Der Aufstand der Donaldisten
Die als „Donaldisten“ bekannte Organisation von Fans der Donald-Duck-Comics will sich offiziell von US-Präsident US-Trump distanzieren. Bei einem internationalen Kongress mehrerer nationaler Donaldisten-Vereinigungen Ende des Monats in Flensburg soll das Programm nach WELT-Informationen um einen aktuellen Tagesordnungspunkt ergänzt werden, in dem sich die Verehrer der Entengeschichten auf eine ablehnende Haltung zu Politik und Verhalten des US-Präsidenten verständigen wollen.
„Es gibt durchaus Menschen, die im Donaldismus auch eine weltanschauliche Bewegung sehen. Das war ja auch in der Wortschöpfung so angelegt und beabsichtigt“, sagt Karsten Bracker, Präsident der Deutschen Organisation nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus (D.O.N.A.L.D.). „Doch mit Trump’scher Ideologie wollen wir nicht identifiziert werden, und wir wollen auch nicht, dass Donald Duck dies wird.“
Die deutsche Donaldisten-Vereinigung war 1977 vom Hamburger Klimaforscher Hans von Storch begründet worden. In Skandinavien gab es schon vorher Fachbeiträge, die sich populärwissenschaftlich mit der Comicreihe beschäftigen, die in den 1930er-Jahren von Walt Disney ausgedacht und später vor allem durch die Illustrationen von US-Zeichner Carl Barks bekannt wurde.
Ende März wollen die Entenforscher in der Hochschule Flensburg auf dem 46. Jahreskongress ihre jüngsten Erkenntnisse der Öffentlichkeit vorstellen, erstmals als Gemeinschaftsveranstaltung mit der dänischen Schwesterorganisation Dansk Donaldist-Forening. Ebenfalls beteiligt sein wird eine Abordnung des schwedischen Donaldistenverbands.
Ernste Themen und humorige Programmpunkte
Ursprünglich sah die Agenda neben der Verleihung des alljährlichen Professor-Püstele-Preises ausschließlich wissenschaftlich-humorige Programmpunkte wie einen Vortag über die Rolle der Monde im Entenuniversum vor.
Wohl auch unter dem Eindruck der entwürdigenden Begegnung Trumps mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und anderer Fehltritte von Ducks Namensvetter will man die Tagesordnung kurzfristig um eine politische Erklärung ergänzen.
Donaldisten-Gründer Hans von Storch hatte schon während Trumps erster Präsidentschaft vor acht Jahren gegenüber WELT die Sorge geäußert, dass Trump mit seinem erratischen Führungsstil den guten Ruf der Zeichentrickfigur gefährden könnte. „Donald Duck lügt, aber ohne System“, bemühte sich der Donaldisten-Vordenker damals um eine Abgrenzung.
Beim „wahren“ Donaldismus, wie ihn die Zeichenfigur in den Comicheften zeige, geht es von Storch zufolge darum, „auf Basis einer unzuverlässigen Quellenlage eine Realität zu konstruieren und zu schauen, wie weit sie trägt.“
Der Duck-Donald sei ein Egoist und Trickser, getrieben von Missgunst, Neid und Rachsucht. Weil Menschen darin über die reine Namensgleichheit hinausgehende Parallelen zum nun erneut amtierenden US-Präsidenten erkennen könnten, fürchtete der Vordenker der deutschen Donaldisten eine Umdeutung des Begriffs.
Donaldismus könnte in Zukunft nicht mehr für die Fangemeinschaft einer Ente stehen, sondern für Trumps Art der Amtsführung oder gar für eine Trump-Gefolgschaft.
Ein bisschen Hoffnung können die Donaldisten aber schöpfen: International scheint sich nun doch eher der Begriff Trumpismus durchzusetzen.
Steffen Fründt ist Wirtschaftskorrespondent der WELT und berichtet über Themen aus Luftfahrt, Sportbranche und Industrie. Statt Donald-Comics liest er lieber Asterix-Hefte.
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