Läden 364 Tagen im Jahr geöffnet? Douglas-Chef spricht sich für das Niederlande-Modell aus
Douglas-Chef Sander van der Laan stört sich an den restriktiven Ladenöffnungszeiten in Deutschland. „Ich verstehe das wirklich nicht: Unsere Kunden sind jeden Tag aktiv, Amazon hat 24 Stunden pro Tag geöffnet – und in Deutschland bleiben die Geschäfte am Sonntag überwiegend geschlossen“, kritisierte der Manager der Parfümeriekette vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf (WPV).
Das sei nicht gut für den stationären Handel. „Da haben wir immer einen Nachteil gegenüber dem E-Commerce.“ Er wünsche sich mehr Freiraum für Händler und insbesondere die Möglichkeit zur permanenten Sonntagsöffnung, auch um Wettbewerbsgleichzeit zu schaffen. Natürlich seien damit nicht alle Mitarbeiter einverstanden. „Aber wir müssen kundenfokussiert sein.“
Van der Laan stammt aus den Niederlanden. Dort seien etwa Supermärkte an 364 Tagen im Jahr geöffnet, beschreibt der 56-Jährige. Gleiches gelte zudem für Drogerien. Und auch Douglas verkaufe in einem Teil der immerhin 100 Filialen im Nachbarland jeden Sonntag. Dafür sei es nicht schwierig, Mitarbeiter zu motivieren: „Es gibt dafür 50 bis 100 Prozent Extra-Gehalt. Das ist ein guter Anreiz.“
Wie viel Umsatz Douglas durch die geschlossenen Sonntage hierzulande entgeht, hat der Konzern bislang nicht kalkuliert. Van der Laar glaubt aber an einen vergleichsweise hohen Anteil: „Wir haben in Deutschland einen Marktanteil von 45 Prozent. Von allem, was die Onlinehändler sonntags im Bereich Premium-Beauty verkaufen, würden also 45 Prozent eigentlich uns gehören.“
Zwar ist Douglas ebenfalls stark im E-Commerce. Mittlerweile 30 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet das 1821 gegründete Unternehmen über Verkäufe im Internet. Den meisten Online-Bestellungen gehen aber Filialbesuche voraus, erklärt van der Laan. „Wer etwas Neues kaufen möchte, etwa einen Duft von Chanel für 150 Euro, geht erst mal in einen Laden, um das Produkt auszuprobieren und zu riechen.“ Die Filialen seien damit überlebenswichtig für Douglas.
Dass derzeit vielerorts eher Frequenzverluste, Leerstand und Händlerinsolvenzen das Bild der Innenstädte beherrschen, allen voran in Deutschland, ficht van der Laan nicht an. Ein Rückzug sei trotzdem kein Thema. Im Gegenteil: Douglas plant sogar einen Ausbau seines Filialnetzes. „Wir glauben noch immer an die Innenstadt“, sagt van der Laan.
Douglas hat 200 Filialeröffnungen angekündigt
200 Neueröffnungen binnen drei Jahren hat der seit gut zwei Jahren amtierende Vorstandschef bereits angekündigt. Ein Teil davon entfällt auf Deutschland, wo es bislang 335 Läden quer durch die Republik gibt. „Wir haben hier nach wie vor weiße Flecken“, begründet van der Laan.
Die große Mehrheit des Filialwachstums ist allerdings im Ausland geplant, allen voran in Osteuropa. Zuvorderst nennt van der Laan dabei Polen, aber auch Rumänien und Bulgarien sowie Slowenien und Tschechien. Ferner soll viel Geld in Modernisierungen investiert werden. Allein in Deutschland plant Douglas in den Umbau und die Erneuerung von 150 Filialen.
Dabei ist der Konzern dafür nicht unbedingt optimal gerüstet. Hohe Schulden drücken auf die Bilanz. Und der Börsengang im März vergangenen Jahres, dessen Einnahmen vor allem zur Tilgung von Verbindlichkeiten dienen sollten, war eher ein Flop. Von Beginn an lag die Aktie unter dem Ausgabepreis von 26 Euro, aktuell mit nur noch 16 Euro sogar sehr deutlich darunter.
„Selbstverständlich sind wir nicht froh über die Entwicklung des Börsenkurses“, sagt van der Laan. Die Bilanzzahlen seien zuletzt aber noch vergleichsweise gut gewesen. Im Weihnachtsquartal, für Douglas das erste des im Oktober gestarteten Geschäftsjahres 2024/2025, habe der Umsatz um 6,5 Prozent zugelegt. „Das ist nicht so schlecht, vor allem in der aktuellen Situation in Europa.“ Lange Zeit sei Luxus gut gelaufen, derzeit aber würden alle Unternehmen aus dem Beauty-Bereich die Konsumkrise spüren.
Deutschland sticht dabei nach den Worten van der Laans besonders heraus. „Das Konsumklima ist wirklich sehr negativ in Deutschland, es herrscht eine substanziell gedrückte Stimmung. Die Konsumenten sind sehr pessimistisch.“
Er hofft nun auf einen positiven Effekt durch die Bundestageswahl. Nach der Abstimmung vom Sonntag sei die politische Lage klarer. „Ich hoffe, dass sich die Stimmung in den nächsten Monaten ein bisschen positiv entwickelt.“ Van der Laan setzt dabei auf eine schnelle Regierungsbildung. „Wir brauchen Sicherheit – sowohl die Konsumenten als auch die Unternehmen.“
Angepeilt wird für die kommenden Jahre ein gruppenweites Wachstum von drei bis fünf Prozent im Stationärgeschäft und von sieben bis neun Prozent im Online-Handel. Mit den dabei erzielten Gewinnen soll die Verschuldung weiter zurückgefahren werden. „Eine Dividende wird erst gezahlt, wenn die Verschuldung bei maximal dem zweifachen Ebitda liegt.“ Zuletzt habe dieser Wert aber noch bei 2,3 gelegen.
Carsten Dierig ist Wirtschaftsredakteur in Düsseldorf. Er berichtet unter anderem über Handel und Konsumgüter, Maschinenbau und die Stahlindustrie.
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