DHS schlägt Steuererhöhung auf Alkohol vor – Union dagegen
- Eine Erhöhung der Alkoholsteuer um 5 Prozent könnte laut Suchtexperten jährlich 850 Leben retten.
- Tino Sorge (CDU) sieht hingegen Aufklärung als wichtigste Maßnahme gegen Alkoholmissbrauch.
- Soziologe Dieter Korczak hält Aufklärung für wenig wirksam, da die Werbemacht der Industrie überwiegt und der gesellschaftliche Umgang sich dadurch kaum verändert.
Würden Sie 10 Cent mehr für Ihr Bier zahlen, wenn Sie dafür das Leben von 850 Menschen in Deutschland verlängern könnten? Diese Rechnung findet sich im aktuellen Jahrbuch Sucht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS).
Geschäftsführerin Christina Rummel rechnet vor: "So ließen sich alleine 1,4 Milliarden Euro Steuereinnahmen generieren. Der Pro-Kopf-Alkoholkonsum würde um 2,2 Prozent gesenkt." Indem man die Verbrauchssteuer um 5 Prozent anhebt, würde außerdem der Tod von etwa 850 Personen in einem Jahr herausgezögert werden.
Laut einhelliger Meinung von Medizinern und Suchtexperten wäre es ebenso wirksam wie einfach, Alkohol teurer zu machen – eben durch Steuern oder Mindestpreise. Allerdings ist das auch ziemlich unpopulär. Denn Feierabendbier, Weinfest oder der Whiskey an der Hotelbar werden eben immer noch als normal angesehen – verknüpft mit zwangloser Geselligkeit, anstatt mit gesundheitlichen Schäden.
Prävention statt Preiserhöhungen
Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der Union im Bundestag, wird als künftiger Gesundheitsminister gehandelt und sich dann wohl intensiver um die Kosten kümmern müssen, die der Gemeinschaft durch die Trinkerei entstehen: 57 Milliarden Euro sind das nach DHS-Zahlen – für Arztrechnungen, Krankenhausaufenthalte, Medikamente und zeitweise oder gar dauerhafte Arbeitsunfähigkeit.
Sorge teilt schriftlich mit, Prävention sei dennoch wichtiger: "Ohne mehr Aufklärung über die drastischen Folgen des Konsums wird es nicht gehen. Ob Preiserhöhungen allerdings der richtige Weg sind, ist fraglich. Suchtkranke werden sich von höheren Preisen kaum abhalten lassen. Mit Preiserhöhungen könnte das Volumen günstiger Importe und illegaler Produktion zunehmen."
Aufklärung nur begrenzt wirksam
Aufklärung bringt kaum etwas, sagt hingegen der Soziologe Dieter Korczak. Er erforscht seit Jahrzehnten, wie gut Kampagnen gegen Alkoholkonsum wirken. Sein Resümee: Die Werbebudgets der Alkoholindustrie ließen jedes Kenn-Dein-Limit-Plakat alt aussehen: "Gegen diese Meinungsmacht und Wirkmacht, die dort erzeugt wird, kommt man mit den geringen Mitteln nicht an. Das ist wie beim Fußball in der Bundesliga. Der Verein, der das meiste Geld hat, um Spieler zu kaufen, der gewinnt regelmäßig die Meisterschaft. Und andere eben nicht, die kämpfen gegen den Abstieg."
Aufklärung könne das Wissen über Alkohol zwar schulen – den gesellschaftlichen Umgang verändere das aber noch lange nicht, sagt auch Christina Rummel von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen.
Immerhin: Langfristig ist der Trend beim Pro-Kopf-Konsum von Alkohol rückläufig. Allerdings trinken wir immer noch viel im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern, wo Bier, Wein und Schnaps fast immer deutlich teurer sind.
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