• Der Fachkräftemangel trifft die ländlichen Regionen im Osten besonders hart.
  • Gleichzeitig verdeutlicht die geringe Zahl an Neueinstellungen in einigen Branchen die schlechte wirtschaftliche Lage.
  • Auf lange Sicht wird der Fachkräftemangel die mitteldeutsche Wirtschaft weiterhin beschäftigen.

Claudia Münch vom Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos kennt die Frage zum Fachkräftemangel in Mitteldeutschland seit Jahren. Sie betont, dass die Region Mitteldeutschland in den vergangenen Jahren einen Aufschwung erlebt habe und damit auch die Nachfrage nach Arbeitskräften gestiegen sei. "Auf der anderen Seite fällt es aber Unternehmen zunehmend schwer, offene Stellen zu besetzen", sagt Münch. Hauptgründe dafür seien die demographische Entwicklung und der Strukturwandel.

Fachkräftemangel trifft vor allem ländliche Regionen

Dies habe man in der Studie "Fachkräfteentwicklung 2025plus" festgestellt, die 2021 veröffentlicht wurde und die sich genau mit der Entwicklung in den Jahren 2025 bis 2040 beschäftigt. Der Studie zufolge trifft der Mangel vor allem die ländlichen Regionen hart. In Leipzig wächst die Zahl der Erwerbsfähigen – um rund 14 Prozent. Im Altenburger Land hingegen sinkt sie um satte 30 Prozent, in Mansfeld-Südharz sogar um 36 Prozent. Das bedeutet, so Studienleiterin Münch, dass es Unternehmen eben nochmal deutlich schwerer fallen werde, Personal zu finden.

Deshalb zeigt die Studie auch Strategien auf, wie man dem Fachkräftemangel entgegenwirken kann. Jan Opitz ist Prokurist bei der Metropolregion Mitteldeutschland, der Auftraggeberin der Studie: "Da war einfach der Hinweis: 'Nutzen Sie Netzwerke.' Sei es über die Kammern, sei es aber auch über Hochschulen, die zu unterschiedlichen Themen unterwegs sind."

Firmen bei Neueinstellungen aktuell zurückhaltend

Als die Studie 2021 entstand, konnte indes noch niemand den Ukrainekrieg und die nachfolgende schwere Rezession vorhersehen. Mittlerweile schwächelt der Arbeitsmarkt. Die wirtschaftlichen Aussichten sind schlecht – das zeigt sich auch bei Neueinstellungen. So hielten sich derzeit viele Unternehmen damit zurück, neue Fachkräfte einzustellen und das Problem mit dem Fachkräftemangel trete ein bisschen in den Hintergrund, sagt Opitz. "Ich will nicht sagen, dass es weg ist, es wird ausgebremst."

Dennoch bleibe die Lage in einigen Branchen angespannt, erklärt Opitz. "Es gibt einfach Bereiche, wo der Fachkräftemangel einfach schon wirklich so groß ist, dass er wehtut, also gerade wenn man so an Gesundheits- und Sozialwesen denkt. Zum Teil auch im Bereich Logistik."

In anderen Wirtschaftszweigen allerdings, wo man noch vor zwei Jahren händeringend nach Leuten suchte, werden jetzt Arbeitskräfte eher abgebaut. Große Firmen haben massive Entlassungen angekündigt. Eine vorrübergehende Delle – gerade in dieser Region, meint Claudia Münch. "Also wir haben momentan einen Einbruch der Wirtschaft. Andererseits haben wir auch, glaube ich, dieses Jahr das Jahr, in dem ein Rekord an 60-jährigen Geburtstagen ist."

Fachkräftemangel bleibt langfristig ein Thema

Der langfristige Trend sei deshalb eindeutig, sagt Münch. Der demografische Wandel werde bald noch stärker durchschlagen, besonders in Mitteldeutschland. Und da müsse man dranbleiben, um die Menschen in der Region zu halten und sie auch zu qualifizieren.

Projekte dazu gäbe es, sagt Jan Opitz, etwa den Glascampus in Torgau, eine Fachkräfteinitiative gemeinsam mit der Mitteldeutschen Glaskeramik und Baustoffwirtschaft sowie der Bergakademie Freiberg. Dabei gehe es darum, praxisnah am Bedarf der Unternehmen ausgerichtete Weiterbildungsangebote anzubieten. Denn Mitteldeutschland bleibe eine attraktive und zukunftsträchtige Region, so Opitz.

Die Konjunkturflaute ist vielleicht ein kleiner Dämpfer – doch der strukturelle Mangel bleibt.

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