Die Ruhe nach dem Sturm: Die letzten Tage zeigte sich der weltweite Börsenhandel etwas erholt von der chaotischen Handelswoche davor. Diese hatte Investoren hohe Verluste eingebrockt – und das Vertrauen in die US-Märkte geschädigt.

Am Mittwoch sprach der Chef der US-Notenbank FED über die aktuelle Lage. Ein Mann, dessen Worte die US-Börsen ins Wanken bringen können. Und das taten sie auch. An der Wall Street bauten die US-Aktien im Verlauf von Jerome Powells Rede vor dem Economic Club of Chicago ihre Verluste aus.

Vor führenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wählte Powell ungewöhnlich deutliche Worte für einen Notenbank-Chef. Oder, wie es SRF-Wirtschaftsredaktorin Charlotte Jacquemart ausdrückt: «Er hat den Amerikanerinnen und Amerikanern reinen Wein bezüglich Trumps Zöllen eingeschenkt.»

Der FED-Chef wiederholte zwar, dass die Auswirkungen der Zölle noch unklar seien, jedoch vermutlich «grösser als erwartet» ausfallen würden. So könnten sie die US-Wirtschaft hartnäckiger und länger beschäftigen als bislang angenommen.

US-Wirtschaft droht «Stagflation»

«Powell warnte vor dem, was Ökonomen fast am meisten fürchten, nämlich vor einer Stagflation», so Jacquemart. «Er nahm dieses Wort zwar nicht in den Mund. Aber er sprach von Wachstum, das wegen der hohen US-Importzölle schwächer ausfallen würde.» Zugleich würden die Zölle die Preise für die Konsumentinnen und Konsumenten in den USA in die Höhe treiben.

Legende: FED-Chef Powell sieht Anzeichen für ein verlangsamtes Wachstum der Wirtschaft und warnt vor einem Anstieg der Preise. Keystone/AP/Erin Hooley

Eine hartnäckige Inflation gepaart mit wenig oder kaum Wachstum – das sei für eine Notenbank das schlimmste Szenario, schätzt Jacquemart. «Und es vertreibt auch Anlegerinnen und Anleger. Deshalb brachen die US-Börsen auch erneut ein.»

Notenbankerinnen und Notenbanker stürzt eine solche Entwicklung traditionell ins Dilemma: Um die Inflation zu bekämpfen, müssen die Zinsen erhöht werden. Um ein lahmendes Wirtschaftswachstum anzukurbeln, müssen die Zinsen gesenkt werden.

Senkt die EZB die Zinsen?

Powell liess zwischen den Zeilen auch durchblicken, dass die US-Notenbank die Zinsen wegen der Inflationsgefahr vorerst nicht senken will. «Sie will die Füsse stillhalten, bis sie mehr Klarheit hat, wohin die Reise geht», schliesst Jacquemart. Das dürfte US-Präsident Trump nicht gefallen: Er drängt seit Längerem darauf, die Zinsen weiter zu senken.

Es bleibt also spannend an den Börsen. Am Nachmittag tagt die Europäische Zentralbank (EZB). Es wird erwartet, dass sie die Zinsen senkt.

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