• Der Goldwert ist seit Beginn der Währungsunion stark gestiegen
  • Die politischen Konsequenzen eines Verkaufs wären unter Umständen dramatisch
  • Die Goldreserven sind wichtige Rücklage für Krisen

Irgendwo in den Tresorräumen der Bundesbank in Frankfurt, hinter Panzertüren und mehrfach verschlossenen Gittern, lagern die deutschen Goldreserven. Zumindest ein Teil davon. Ende 2024 verfügte Deutschland insgesamt über mehr als 3.300 Tonnen Gold. Es liegt da vor allem aus historischen Gründen, denn Währungen sind heute nicht mehr an Gold gebunden. Wertvoll ist es trotzdem.

Goldwert stark gestiegen

Sabine Mauderer ist Vizepräsidentin der Bundesbank und sagte bei der Vorstellung der Jahresbilanz im Februar: "Besonders in der langfristigen Betrachtung ist die Neubewertungsreserve für Gold stark angewachsen." Im Vergleich zum Stand bei Beginn der Währungsunion, also Anfang 1999, sei die Bewertungsreserve für Gold fast dreizehn Mal so hoch.

Heißt: Weil der Goldpreis stark gestiegen ist, sind die Barren im Keller der Bank heute sehr viel wert, nämlich mehr als 270 Milliarden Euro. Damit ließe sich doch manches Loch im Bundeshaushalt stopfen, oder?

Verkauf hätte politische Konsequenzen

Alexander Kriwoluzky ist Makroökonom am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin. Er sagt: "In der Regel haben sich die Zentralbanken darauf geeinigt, dieses Gold nicht zu verkaufen oder nicht in großem Maße zu verkaufen, um den Preis des Goldes nicht künstlich nach unten zu treiben." Denn wenn die Zentralbanken auf einmal das Gold verkauften, dann würde der Preis des Goldes fallen.

Denn wenn die Zentralbanken auf einmal das Gold verkaufen, dann würde der Preis des Goldes fallen.

Alexander KriwoluzkyMakroökonom am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung

Die politischen Konsequenzen wären dann unter Umständen dramatischer, als der finanzielle Gewinn groß wäre. Die Bundesbank würde hohe Verluste machen. "Die Menschen in der Bevölkerung werden unter Umständen das Vertrauen in die Bundesbank verlieren", sagt Kriwoluzky. Das kenne man bereits aus der deutschen Geschichte: "Vor mehr als 100 Jahren gab es ja schon mal eine Hyperinflation. Und damals war ja praktisch der Fall, dass die Zentralbank angefangen hat, die fiskalischen Defizite der Weimarer Republik zu finanzieren. Und das führte zur Inflation."

Gold als Reserve für extreme Krisen

Wenn der Preis für einen Barren steigt, profitiert der Bund aber im Prinzip schon jetzt: Denn Gewinne, unter anderem aus der Wertsteigerung des Goldes, überweist die Bundesbank ans Finanzministerium. Derzeit schreibt sie allerdings rote Zahlen. Deswegen hat die Bank zuletzt auch keine Gewinne ausgeschüttet.

Gerade in so einer Situation seien die Goldreserven jedoch eine wichtige Rücklage, heißt es. Außerdem würden sie für extreme Krisen vorgehalten. Einen dramatischen Währungsverfall etwa. "Das sind in der Regel Kriegsfälle", sagt Kriwoluzky. "Ansonsten kann ich mir jetzt kein Szenario vorstellen, wo die Bundesbank unbedingt an die Reserven rangehen muss."

"Gold ist der Vertrauensanker"

Begehrlichkeiten gab es in der Vergangenheit trotzdem immer wieder: Mal wollten Politiker mit dem Gold eine Kulturstiftung aufbauen, mal Steuersenkungen finanzieren oder die Sozialsysteme sanieren.

Bundesbankpräsident Joachim Nagel sagt dazu: "Ich denke keine Nanosekunde darüber nach und an der Einschätzung hat sich nichts geändert. Gold ist der Vertrauensanker auch für die deutsche Bevölkerung, auch für unsere Bilanz. Und auch rückblickend muss man sagen, es war richtig, dass man diesen Begehrlichkeiten nicht nachgekommen ist.

Die Erlöse aus dem Goldverkauf wären ohnehin nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Der deutsche Staat steht derzeit mit etwa 2,7 Billionen Euro in der Kreide.

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