Mit der Einführung des dritten CLA beginnt eine neue Zeitrechnung bei Mercedes. Denn unter seinem Blech steckt ein massiv aufgewerteter elektrischer Antrieb. Zudem gibt es tiefgreifende autonome Fahrfunktionen plus Verbrenner.

Bereits seit der letzten Internationalen Automobilausstellung in München Ende 2023 macht Mercedes seine Zuschauer neugierig auf den neuen CLA. Damals hatten die Schwaben mit einem Concept gezeigt, wohin die (Design-)Richtung ungefähr gehen würde. 

Nun sind die Hüllen gefallen, die neue Kompaktklasse wurde präsentiert. Wobei Kompaktklasse gut ist, mit einer Länge von 4,72 Metern rangiert der Neuling eher im Bereich der Mittelklasse. Aber! Ein Blick auf den Radstand (2,79 Meter) zeigt: Wenn man mehrere Antriebsoptionen anbieten will, sind Kompromisse erforderlich. Es gibt im Wettbewerb auch kürzere Offerten mit deutlich größerem Radstand - das sind dann aber reine Stromer. Und so wird es mitunter kuschelig, als ntv.de die zweite Reihe erstmals entert. 

Immerhin kann ordentlich Gepäck eingeladen werden (405 Liter Kofferraumvolumen plus 101 Liter Frunk bei den Elektrovarianten). Und dennoch mutet der CLA cool an, wenn man von hinten die ganze Superscreen-Pracht überblicken kann: Da werden die User ein bisschen Spieltrieb entfalten können. (Der Part im Bereich der Beifahrerseite ist jedoch aufpreispflichtig.)

Ich wechsele nach vorn in den kommoden Sessel und touche mich durch die Funktionen auf der Screenfläche. MB.OS heißt das komplexe Betriebssystem, das sich laut Mercedes "hyperpersonalisieren" lässt. Interaktionsdaten sind mit einer Cloud verbunden, das Sprachbediensystem soll leistungsfähig wie nie sein und Softwareupdates sollen - natürlich - over the Air kommen. Glaubt man den Schwaben, soll der KI-Assistent gar eine Art Empathie entwickeln können. Verrückt! Und Videostreaming ist freilich ebenso möglich. So lange kann ich hier gar nicht herumspielen, um alles zu erfassen, das wird dann im Laufe der Zeit passieren. Immerhin, und das ist wichtig für das haptische Gefühl: Die Tasten für die Sitzverstellung klicken wieder präzise. Das wurde Zeit!

Neuer CLA ist Performance-Biest

Vor allem war ich neugierig darauf, wie die neuen Versionen überhaupt heißen würden. Jetzt verrät es das Datenblatt: CLA 250+ und CLA 350 4Matic mit EQ-Technologie. Hinter ersterer Bezeichnung steht ein 272 PS starker Hinterradantrieb, während der Allradler stramme 354 PS leistet. Das war früher mal der Output eines gestandenen E 55 AMG. Die Systemleistung ergibt sich aus der Antriebseinheit an der Hinterachse plus 109 PS vorn - so hoch ist die Leistung der zweiten Permanentsynchronmaschine. Je nach Lastanforderung wird diese Einheit jedoch abgekoppelt - sie funktioniert quasi als "Booster". 

Da jetzt beide Versionen über ein Zweigang-Getriebe verfügen, liegt die Höchstgeschwindigkeit übrigens bei 210 km/h. Doch der Weg dahin dürfte spannend sein: Der Zwofuffzig erreicht Landstraßentempo binnen 6,7 Sekunden, das vorläufige Topmodell (AMG wird folgen) soll bloß 4,9 benötigen.

Und das angebliche Effizienzwunder kommt - selbst als 4Matic (!) - angeblich mit 12,5 kWh je 100 Kilometer aus in der gemittelten WLTP-Disziplin. Daraus resultieren übrigens bis zu knapp 800 Kilometer Reichweite. Ausgefeilte Aerodynamik und hohe Effizienz der Antriebskomponenten sollen es möglich machen. Ob sich solche Traumwerte allerdings bewahrheiten, müssen spätere Praxistests zeigen. Immerhin hat Mercedes mit dem in Eigenregie entwickelten Permanent-Synchronmotor viel Erfahrung sammeln können auf jahrelangen Testfahrten mit der Studie Vision EQXX. Die bestimmte Anordnung der Magnete im Rotor sowie eine spezielle Wicklung des Stators sorgen nicht nur für einen hohen Wirkungsgrad, sondern darüber hinaus für eine Minimierung der Geräusche. Komfort ist schließlich ein großes Thema bei Mercedes.

Schnelles Laden und innovative Vierzylinder auf Wunsch

Auch bei der Ladeperformance stand die Zeit nicht still. Der CLA soll im Peak mit bis zu 320 kW (800-Volt-Bordnetz) Strom saugen können. Daraus ergeben sich laut Werksangabe 22 Minuten, um den netto 85 kWh fassenden Speicher von 10 auf 80 Prozent State of Charge zu bringen. Wer mit dem Laden gar nichts zu tun haben möchte, wird zu einem späteren Zeitpunkt auch Verbrennerversionen erhalten. In diesem Fall ist der CLA als Fronttriebler ausgelegt in der Grundkonfiguration. 

Bei den Ottomotoren setzt Mercedes auf 1,5 Liter Hubraum und vier Zylinder mit Miller-Zyklus-Technik in verschiedenen Leistungsstufen von 163 bis 231 PS (M 252). Dazu gesellt sich eine 27 PS starke, in das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe integrierte Elektromaschine. Weiterer Bestandteil des 48-Volt-Strangs ist der 1,3 kWh große Stromspeicher, der mit einer Rekuperationsleistung von 25 kW befüllt werden kann.

Um sportliches Fahrverhalten mit Komfort zu paaren, kommt eine neu entwickelte Raumlenkerachse zum Einsatz. Bei Assistenz und Sicherheit hat Mercedes ebenfalls aufgerüstet. Würde man ihn lassen, könnte der CLA entspannt durch die City cruisen ohne weiteres Zutun des Fahrers. Dieses Feature wird wohl erstmalig in China zur Anwendung kommen, während sich die Europäer in Regularien verlieren. Ein ebenfalls erstmals in diesem Segment eingebauter Mittelairbag soll die passive Sicherheit erhöhen. Weitere technische Schmankerl sind bidirektionales Laden sowie eine leistungsfähigere Wärmepumpe als früher, die mehrere Energiequellen gleichzeitig nutzen kann. Darunter die Abwärme der Batterie, des Triebstrangs sowie die Wärme der Umgebungsluft.

Punkten kann der CLA darüber hinaus mit expressiver LED-Lichttechnik und sportiver Anmutung inklusive rahmenloser Türen. Die Rückleuchten mit integriertem, stilisiertem Mercedes-Stern verschaffen ihm vor allem bei Dämmerung und nachts hohen Wiedererkennungswert; in der Frontmaske strahlen je nach Ausstattung 142 kleine animierte Sternchen um die Wette und sind sicherlich der Tribut an den Geschmack fernöstlicher Gesellschaften. 

Zum Preis schweigt sich Mercedes noch aus. Während das jetzige Modell bei etwa 45.000 Euro loslegt, würde es nicht verwundern, wenn die Basis des neuen CLA über 50.000 Euro kosten würde. Er läuft übrigens in Rastatt vom Band und ist somit ein echter Baden-Württemberger.

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